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Impressionen von der WRTC – P43er dabei.

JESSEN/WITTENBERG - 
Vom 12. bis zum 16. Juli fand im Dreiländereck Sachsen-Anhalt – Brandenburg – Sachsen die World Radiosport Team Championship (kurz WRTC) 2018 statt. Dabei wetteiferten 63 Zweierteams im Rahmen des IARU 2018 HF Championship Contest um die Ehre der weltbesten Contest-Teams. Der WRTC-Wettbewerb fand zum ersten Mal im Jahr 1990 in Seattle statt und wird seit 2002 alle vier Jahre ausgetragen. In diesem Jahr fand er zum ersten Mal in Deutschland statt.

So ein großer internationaler Wettbewerb kann nicht ohne viele ehrenamtliche Helfer durchgeführt werden und so wurden vom eigens gegründeten WRTC 2018 e.V. verschiedene Werbeaktionen durchgeführt, um freiwillige Helfer zu rekrutieren. Aus unserer Raumschaft waren u.a. Berno, DL2BER, Andrea, DO4WL, Stefan, DO9SKU und Klaus, DL5KS, vor Ort. Wir übernehmen im folgenden ein Beitrag der Wolfsburger Funkamateure von H24, die bei dieser Veranstaltung mit den P43ern kooperierten.

 

Es galt, für alle 63 teilnehmenden Mannschaften gleiche Startbedingungen zu schaffen und einheitliche Antennen auf geeigneten Fieldday-Plätzen aufzubauen. Die Geo-Koordinaten der Antennen-Standorte waren zuvor von den Organisatoren festgelegt worden. Das ausgesuchte Gebiet südlich der Lutherstadt Wittenberg ist absolut eben, so dass keine Mannschaft durch Geländeformationen bevorzugt oder benachteiligt wurde. Jedem Antennenteam wurden 4 Wettbewerbsteams zugeordnet, so dass 4 Standorte („Sites“) auf- und nach dem Contest wieder abgebaut werden mussten. Als Antenne kam der im OV wohlbekannte 3-Band Spiderbeam auf einem 15m Schiebemast zum Einsatz, der um einen um 90 Grad versetzten und am Boom des Beam angebrachten 40m Dipol und einen als inverted-V aufgehängten 80m-Dipol  ergänzt wurde.

Zu jeder Site gehörte ein geräumiges Stationszelt mit Holzboden und ein 2 kW-Stromaggregat mit Zusatztank, so dass ein 24h-Nonstopbetrieb ohne Nachtanken möglich war. Die einzelnen Sites lagen jeweils wenige km auseinander, so dass sich die Contest-Stationen nicht gegenseitig störten. Alles in allem war das seitens der Organisatoren auch eine logistische Meisterleistung, denn das Material für 63 Stationen (plus 2 in Reserve) musste beschafft, gelagert und verteilt (und nicht zuletzt durch Sponsoren und Spender auch finanziert) werden.

Bei diesem Wettbewerb möchten die Veranstalter den aktuellen Stand in Echtzeit erfassen und im Internet zeigen. Allerdings sollen die Teilnehmer den aktuellen Stand nicht kennen und müssen deshalb vor Contestbeginn Ihre Mobiltelefone abgeben. Die Log-PCs aller Teilnehmer müssen deshalb mit der Zentrale vernetzt werden, so dass jederzeit der aktuelle Stand konsolidiert werden kann. Der Veranstalter hatte sich in diesem Fall für das Mobilfunknetz der Telekom für die IP-Vernetzung entschieden. Die Abdeckung durch das Telekom-Netz war allerdings an einigen Standorten kritisch, so dass mit Problemen gerechnet werden musste. In der Tat war die Netz-Abdeckung am Standort Holzdorf-4, an dem der Autor dieses Berichts „Dienst“ tat, unbefriedigend. Aber der Veranstalter hatte für diesen Fall vorgesorgt. Nach telefonischer Meldung beim Helpdesk am Vorabend des Contest wurde nur zwei Stunden später durch einen Kurier eine logarithmisch-periodische Richtantenne geliefert, um die Verbindung zum Mobilfunknetz abzusichern. Zum Glück hatten wir einen freien Ständer für eine Sat-TV-Antenne zur Hand, so dass die Ausrichtung zur nächsten Zelle der Telekom mit Hilfe einer Telekom-APP zügig gelang.

Das Wetter war übrigens meistens heiß und trocken, so dass Bedenken hinsichtlich der Feuergefahr in Wald und Flur bestanden. Die Trockenheit wurde jedoch durch einen längeren Platzregen am Donnerstag beim Aufbau der letzten Site unterbrochen, der von den Antennenbauern als willkommene Abkühlung begrüßt wurde.

Am späten Freitag Vormittag wurde das Team der Wolfsburger Funkamateure von Berno (DL2BER) vom Hotel in Wittenberg abgeholt und begann sogleich mit dem Aufbau der umfangreichen Ausrüstung.

Bei dem Wettbewerb sind beide Funker an zwei Stationen zur gleichen Zeit mit je 100 Watt in der Luft, und zwar an einer Antenne! Dafür werden spezielle Bandpassfilter verwendet, so dass z.B. eine Station auf 20m und die andere gleichzeitig auf 15m über dasselbe Koax-Kabel QRV sein kann.

Nach dem erfolgreichen Aufbau machten sich die OMs mit den Antennen und den Gegebenheiten des QRA vertraut und arbeiteten zum Warmwerden in einem Vorbereitungs-Contest mit. Nachdem alles zur Zufriedenheit getestet und für gut befunden wurde, sammelten wir uns noch zu einem Bild der Standort-Besatzung.

Am Abend wurden die Gäste noch zu einem zünftigen Abendessen mit „Swabian Pasta“ (Käsespätzle) eingeladen, das Andrea (DO4WL) perfekt im Wohnwagen gezaubert hatte.

Anschließend fuhr das Team zurück ins Hotel, um sich auszuschlafen und Kraft für den 24h-Contest zu tanken. Aufgabe des Site-Teams war es, die teure Anlage in der Nacht zu bewachen. Klaus (DL5KS) gelangen dabei noch mehrere schöne Fotos in der Einsamkeit unseres Standortes.

Am Contest-Samstag kam das Team am späten Vormittag zur Station zurück, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. 15 Minutes vor Contestbeginn öffnete Carlo dann einen verschlossenen Umschlag mit dem Contest-Call: Y87O.

Dave (N2NL) und Tom (W2SC) hatten sich einen festen Zeitplan für den Contest gesetzt und funkten gemeinsam abwechselnd in CW und in SSB und das 24h lang ohne längere Pausen! Natürlich mussten sie sich vorher einigen, wer auf welchem Band arbeiten sollte und in welche Richtung jeweils der Beam gedreht werden sollte. Es hieß vor Beginn des Contest, dass für einen der vorderen Plätze wenigstens 5000 Verbindungen nötig seien! Das würde bedeuten, dass jeder der beiden Funker über 24h im Mittel fast 2 QSOs pro Minute fahren müsste!

Beide OMs hatten uns eingeladen, jederzeit im Stationszelt zuzuschauen und auch zu fotographieren. Offiziell hatten nämlich die Veranstalter die Devise ausgegeben, die Funker unter keinen Umständen zu stören und das Stationszelt nicht zu betreten.

Wir konnten den Stand des Wettbewerbs über die Online-Seite wrtc2018.de jederzeit verfolgen. Dort waren aber nicht die aktuellen Y8-Rufzeichen sondern nur die persönlichen Rufzeichen der teilnehmenden OMs zu sehen. Offenbar sollte so eine unzulässige Unterstützung eines Teams von außen verhindert werden. Nach kurzer Zeit festigte sich eine Position unseres Teams etwa bei der Position 10.

Beide OMs hatten vorher Ihre Hoffnung geäußert, unter die besten 10 und vielleicht sogar ganz nach vorn zu kommen. Allmählich stellte sich aber heraus, dass die beiden OPs einen Schwerpunkt auf CW legten und relativ wenige SSB-Verbindungen ins Log brachten. Wie sich später herausstellte, konnten weiter vorne platzierte Stationen einen Großteil iher SSB-Verbindungen mit DL auf dem 40m-Band  erreichen, was unserem Team offenbar nicht in gleicher Weise gelang und so möglicherweise eine bessere Platzierung verhinderte.

Eine Besonderheit bei diesem Contest ist, dass jedem 2-er Team fest ein Schiedsrichter zugeteilt ist, der die ganze Zeit anwesend ist und auf die Einhaltung der Regeln achtet. Carlo (IK1HJS) tat dies mit großer Ausdauer und Geduld und achtete auch darauf, dass das Online-Scoring-System richtig funktionierte. Er hörte dabei in jeder Muschel seines Kopfhörers die Aktivität eines der beiden Funker, was bei schnellen CW-Signalen sicher eine gewisse Herausforderung darstellt.

Am Sonntagmorgen waren Dave und Tom etwa auf Platz 20 zurückgefallen, arbeiteten sich aber langsam wieder nach vorn. Vergleiche mit anderen Stationen zeigten, dass sie relativ wenige SSB-Verbindungen erreicht hatten. Das bemerkten sie offenbar selbst, denn sie waren nun häufiger in SSB QRV, allerdings ohne auf die führenden Teams aufschließen zu können.

Am Ende des Wettbewerbs am Sonntag um  12:00 UTC ergab sich schließlich die unten gezeigte Platzierung unseres Teams auf Platz 14.

Endstand des WRTC 2018 Team Contest

Nur das Siegerteam aus Litauen hatte letzlich mehr als 5000 Verbindungen im Kasten und wurde mit einem Score von fast 6.000.000 mit deutlichem Abstand Sieger vor dem zweitplatzierten deutschen und dem drittplatzierten U.S.-Team.

 

Da sich „unser“ Team eine bessere Platzierung erhofft hatte, waren sie von dem Ergebnis zunächst enttäuscht. Ich glaube aber, dass das Ergebnis angesichts der starken Konkurrenz sehr gut ist. Ich glaube auch, dass die einheimischen Europäer doch einen Heimvorteil hatten, da sie aus Erfahrung wissen, welche Verbindungen wann und auf welchem Band möglich sind und in welche Richtung jeweils der Beam zu drehen ist. Bei der endgültigen Platzierung nach Auswertung der Logs und der Schiedsrichter-Meldungen, die auf der Online-Seite wrtc2018.de eingesehen werden kann, verbesserten sich die beiden sogar auf Platz 11 der Gesamtwertung.
Congrats Dave and Tom!

Unmittelbar nach Contest-Ende sammelte sich das Antennen-Team an einem der betreuten Standorte und begann mit dem Abbau, der natürlich deutlich schneller als der Aufbau von statten ging. Die meisten Materialsätze waren inzwischen an verschiedene Interessenten verkauft worden und die Käufer halfen fleißig beim Abbau mit.

Ich kann aber sagen, dass mir die Teilnahme als freiwilliger Helfer im Antennenteam neben neuen wertvollen Bekanntschaften auch einiges an Wissen und Erfahrungen gebracht hat, so dass ich überlege, bei der WRTC 2022 in Italien wieder dabei zu sein.

Danken möchte ich insbesondere Klaus, Berno und Andrea für die freundliche Aufnahme im Site-Team HLZ-4 und Andrea für die leckere Beköstigung mit Spezialitäten aus dem Schwaben-Ländle!
Lutz danke ich für die unermüdliche WRTC-Werbung im OV H24, ohne die ich wohl gar nicht teilgenommen hätte.

Angesichts der tollen Erfahrungen bei diesem Event würde ich mich freuen, wenn noch mehr OV-Mitglieder sich in Zukunft ehrenamtlich für unseren Club engagieren würden!

(Übernahme von Hans, DK1WB)