FRIEDRICHSHAFEN/MARKDORF –
Einer Pressemitteilung der Messe entnehmen wir folgendes: Derzeit plant der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC) mit seinen rund 35.000 Mitgliedern ein bundesweites Netzwerk an Notfall-Standorten. Das Erstprojekt feiert seine Premiere am Bodensee mit einem Stützpunkt in Markdorf und einem komplett ausgestatteten Fahrzeug für Notfall-Kommunikation. Zur 45. Internationalen Amateurfunkausstellung auf dem Messegelände in Friedrichshafen stellt der DARC sein Konzept für die bundesweite Unterstützung in Not- und Katastrophenfällen zusammen mit dem Notfunk Bodensee bei der Pressekonferenz der Ham Radio am Freitag, 24. Juni vor.
Die jüngste Flut im Ahrtal hat gezeigt: Katastrophen können ungeplant und überall passieren. Wenn dann noch Strom und Kommunikationsnetze ausfallen, wird es sowohl für die Bevölkerung als auch für die Einsatzkräfte dunkel. Auch vor der Flutkatastrophe gab es schon Situationen wie das Lawinenunglück in Galtür 1999, die verdeutlicht haben, dass Naturereignisse eine unmittelbare Gefahrensituation darstellen. „Damals haben Funkamateure vor Ort die Kommunikation aufgebaut und so die Rettungsaktionen, in einem von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiet ermöglicht. In Österreich und auch in der Schweiz ist man seither viel weiter in der Vernetzung; wir in Deutschland ziehen jetzt nach,“ sagt Robert Traussnig, Vorsitzender der DARC-Ortsgruppe Friedrichshafen, mit rund 80 Mitgliedern.
In Zukunft werden bei solchen Situationen die gut vernetzten Funkamateure die Bevölkerung unterstützen können. Grundlage dafür schafft die Kooperation zwischen dem DARC e.V. und den lokalen Unterstützern am Bodensee. „Dazu haben wir eigens den kleinen Verein Notfunk Bodensee gegründet“, erklärt Robert Traussnig. „Zusammen mit den DARC-Freunden aus den Landkreisen Ravensburg und Lindau werden wir diese Initiative jetzt vor Ort ausbauen, damit wir eine richtige regionale Notfunkgruppe und die notwendige Mannschafts-Stärke zusammen haben.“
Vor dem künftigen Standort im Markdorfer Industriegebiet steht der neue Stolz der Amateurfunkfreunde vom See: Ein Ford F550 „Super Duty“, ein massiver Pick-Up mit V8-Dieselmotor, Platz für sechs Personen und einem perfekt ausgestatteten Funk-Shelter gibt es auch. Gestiftet wurde das Einsatzfahrzeug von der Firma Airbus Defence & Space in Immenstaad. Robert Traussnig leitet dort die Qualitätssicherung für Erdbeobachtungs-Satelliten – und eine weitere Gruppe begeisterter Funker: „Wir sind ein Team bei Airbus, das sich hauptberuflich mit Satellitenkommunikation beschäftigt und sich als Hobby dem Amateurfunk widmet. Da kommt eine Menge Know-how zusammen.“ Der Ausbau erfolgte in Eigenregie: „Wir haben viele tausend Arbeitsstunden und eigenes Geld reingesteckt. Ich bin auch viel mit dem Hut herumgegangen; die Satellitenschüssel hat uns der Hersteller ND SatCom in Immenstaad spendiert. Die Unterkunft für „Krümel“ stellt uns die Firma Intimus aus Markdorf zur Verfügung.“ Dass sie ihr Allrad-Monster mit 7,5 Tonnen und 340 PS „Krümel“ getauft haben, zeigt die gute Laune, mit der die Funkamateure an ihr Projekt herangehen. Einiges vom Innenleben der Funkkabine mit zwei Arbeitsplätzen stammt aus aufgelösten Airbus-Laboren, wo sie sich bedienen durften, anderes aus eigenen Beständen oder Zukauf. Mit dem geländegängigen Fahrzeug ist die Crew von Notfunk Bodensee in der Lage, in kürzester Zeit vor Ort zu sein, über Satelliten eine flächendeckende Kommunikations-Infrastruktur mit WLAN aufzubauen, vom Pfänder bis nach Sipplingen am westlichen Bodenseeufer, und eine Notfall-Stromversorgung mit 12, 24 und 230 Volt, gespeist aus Akkus und im Notfall über Motor und eine zweite Lichtmaschine. Bei Amateurfunkwettbewerben haben sie damit schon für einen Katastrophenfall geübt.
Offiziell übergeben wird das Fahrzeug bei der Pressekonferenz zur Ham Radio am 24. Juni. Oliver Schlag, Referent für Not -und Katastrophenfunk beim DARC, wird dazu das neue nationale DARC-Notfallkonzept vorstellen, für das sich der Notfunk Bodensee vor Ort engagiert. Auf dem DARC-Stand wird außerdem der Prototyp des Notfunk-Anhängers stehen, der zukünftig in jedem Bundesland verfügbar sein soll. Der in Eigenregie gebaute, batterieversorgte und mit Solarpanel bestückte Anhänger wird dann bei einem Katastrophenfall in der Lage sein für mehrere Ortschaften Kommunikation, wie zum Beispiel über das Internet bereitzustellen.
„Endlich können sich nach zwei Jahren Pause wieder Funkamateure aus der ganzen Welt treffen. Wir freuen uns schon sehr auf die Ham Radio. Mit unserem Einsatzfahrzeug können wir den Amateurfunk-Freunden etwas ganz Besonderes auf der Messe vorstellen,“ äußert sich Robert Traussnig begeistert.