Amateure retten Nasa
Und der Raumanzug funkt doch
[Bildunterschrift: Sechs Stunden dauerte der Außeneinsatz in der Schwerelosigkeit.]
Der von der ISS als Mini-Satellit ausgesetzte umgebaute Raumanzug funktioniert offenbar doch – wenn auch nicht ganz so gut wie erhofft. Zwar sind die Signale, die der „SuitSat“ sendet, schwach und teilweise zerhackt, aber sie werden von Amatuerfunkern empfangen.
(Quelle: http://tagesschau.de/aktuell/meldungen)
Ein merkwürdiger Satellit soll ab Freitag die Erde umkreisen: Ein ausgedienter russischer Raumanzug soll, mit Funkgerät und Sensoren bestückt, ins All geschickt werden. Auf der Erde sollen Amateurfunker den Vorbeiflügen des einsamen Wanderers lauschen können.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,398192,00.html
Russische Weltraumtechniker mussten schon seit jeher ein bisschen erfinderischer sein als andere. Konsequent auf simple Technologie zu setzen, hat sich bislang ausgezahlt: Noch heute wird die Internationale Raumstation ISS beispielsweise von russischen Sojus-Transportern versorgt – und nicht mehr vom eigentlich moderneren Space Shuttle der Nasa. Jetzt haben die russischen ISS-Ingenieure eine neue Idee gehabt: Alte Raumanzüge werden als Forschungssatelliten wiederverwertet.
„Wir haben einen russischen Orlan-Raumanzug mit drei Batterien, einem Funkgerät und internen Sensoren ausgestattet, um Temperatur und Batterieladestand zu messen“, erklärt Frank Bauer, der für die Nasa im Goddard Space Flight Center arbeitet. „Während ‚SuitSat‘ die Erde umkreist, wird er seinen aktuellen Zustand zurück zur Erde funken.“ Einige der russischen Kollegen hätten die Idee zu dem ungewöhnlichen Forschungssatelliten gehabt.
Die Temperatursteuerung, die einen Menschen in einem solchen Anzug vor dem Erfrieren oder Überhitzen schützen würden, wird dazu ausgeschaltet. Die Sonne wird erbarmungslos auf den im Orbit trudelnden einsamen Raumanzug herabbrennen. „Wird er sich überhitzen?“, fragt Bauer. „Wie lange werden die Batterien halten? Bekommen wir ein klares Signal, wenn der Anzug trudelt?“
Jeder, der auf der Erde an der richtigen Stelle steht und ein entsprechendes Funkgerät gen Himmel reckt, wird dem hohlen Astronauten beim Vorbeiflug lauschen können. Von der Aussicht wird der „SuitSat“ aber wohl kaum erzählen. Der Anzug enthält ein Endlosband, das jeweils 30 Sekunden lang eine Botschaft abspielt, um dann wieder 30 Sekunden lang zu pausieren.
Nach der Eröffnung „Dies ist SuitSat-1, RS0RS“ soll er „bestimmte Worte“ auf Englisch, Französisch, Japanisch, Russisch, Deutsch und Spanisch zur Erde schicken, die Schüler dort auffangen und aufzeichnen sollen. Anschließend folgen auf Englisch vorgetragene Daten über den aktuellen Zustand von „SuitSat“ – Temperatur, Batterieladestand, bisherige Missionsdauer.
Wenn der improvisierte Satellit nach zwei bis vier Tagen – „obwohl mehr möglich wäre“, wie Bauer sagt – den Dienst einstellt, können die Schüler Preise gewinnen. Bauer empfiehlt, sich ein Amateurfunkgerät zu besorgen, und sich an der „SuitSat“-Suche zu beteiligen. Auf einer eigens eingerichteten Webseite kann man sich ausrechnen lassen, wann der Anzug über dem eigenen Standort vorbeifliegt. Dazu braucht man seinen genauen Längen- und Breitengrad – außer, man wohnt in oder nahe Hamburg, München, Hannover oder Mannheim. Für diese Orte gibt die Nasa auf ihrer speziell eingerichteten Seite auch direkt die Vorbeiflugzeiten an. Gelauscht werden kann unter der Frequenz 145.990 MHz UKW.
Am Freitag, den 3. Februar soll der „SuitSat“ starten – von der ISS aus. Die Astronauten an Bord werden den Anzug schlicht über Bord werfen. Einige Wochen oder Monate später wird er dann in die Erdatmosphäre eintreten – und irgendwo als Feuerball verglühen. Wird die Mission ein Erfolg, sollen die ISS-Bewohner bald weitere ausgediente Anzüge ins All schubsen.